Endlich erreichten wir Reykjavik. Die Fahrt dauerte von Laugarvatn in die Hauptstadt nicht allzu lange, doch da wir schon den ganzen Tag unterwegs waren, knurrten unsere Mägen wie wild. Nachdem wir nun schon einige Male, wie in Island so üblich, für viel Geld wenig Essen erhielten, sehnten wir uns nach was Deftigem. Langsam fuhr ich unseren KIA Rio, immer dem Navi nach, durch die belebten Strassen. Nach den Wohnhäusern folgten grosse, kahle Industriegebäude. Bald würden wir da sein. «Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?», fragte ich argwöhnisch meine Reisebegleitung. «Sieht ganz so aus», antwortete sie mit einem Blick auf ihr Handy, «mein Navi zeigt uns dieselbe Strecke an.» Da ich nicht so genau wusste, wo ich parkieren sollte, fuhr ich zu einem naheliegenden Autohaus. Keine Geschäfte, keine Menschenseele und schon nirgends ein Restaurant.
Wir packten uns dick in unsere Winterjacken und Schals und stampften durch die Kälte. Wenigstens windet es in der Stadt nicht so heftig wie auf dem Lande. Einmal links, gerade aus, danach wieder links. Endlich entdeckten wir das Schild. Ein Hahn war abgebildet und darunter stand gross «Le Kock». Wir waren richtig. Als wir das kleine Restaurant betraten, genossen wir als erstes die wohlige Wärme und den leckeren Geruch nach gebratenem Fleisch. Definitiv kein Ort für Vegetarier!
Nachdem wir uns einen Tisch ausgesucht hatten, begaben wir uns langsam an die Theke, an der wir bestellen mussten.
Zwischen dem Stimmwirrwarr der Gäste und den 80er Jahre Klänge (zu meiner Freude) der Musikanlage, hörte der aufmerksame Kellner, dass wir kein Isländisch sprachen und drückte uns, bevor wir überhaupt an der Reihe waren, eine englische Version der Speisekarte in die Hände.
Die Karte war übersichtlich und bestand nur aus einer Seite. Es gab Pommesvariationen mit Feta und Trauben oder Avocado und Wasabi zu klassischen Burgern oder Eigenkrationen mit Cornflakes und Jalapenorelish. Das Menü ändert immer wieder und ist inspiriert von der Jugend, den Reisen und der Liebe zum Streetfood der Köche. Zudem war es den Gründern des Le Kock ein Anliegen gutes Essen zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Klang also schon mal vielversprechend!
Endlich waren wir dran. Lange mussten wir nicht warten, doch das leckere Angebot hatte uns noch hungriger gemacht. Der Kellner von vorhin frage uns, was wir gerne essen würden. Mit seinen bunten Socken über der Hose und dem 80er Jahre Pornobalken passte er bestens in die hippe Kulisse des Restaurants. Es war einfach, aber modern eingerichtet. Die Wände waren über und über mit bunten Sprüchen, Grüssen und Zeichnungen von Gästen aus aller Welt beschriftet. Als Eyecatcher dienten wenige schlichte Kunstwerke, die im Kontrast zur bunten Wand standen.
Wir entschieden uns einmal für den klassischen «Le Kock Burger» mit Haussauce, Essiggurken, Tomaten, Zwiebeln und Salat und den «Zinatra Burger» mit Speck, Schimmelkäse, Champignons und Balsamicozwiebeln und dazu die Pommes mit Feta, Trauben und gerösteten Erdnüssen. Der hippe Kellner drückte uns eine Nummer in die Hand und wir setzten uns wieder hin. Wir bedienten uns vom gratis Leitungswasser, das wie in den meisten Restaurants in Island den Gästen auf einem Nebentisch zur Verfügung gestellt wird. Bals waren wir in ein Gespräch vertieft, horchten aber jedes Mal aufmerksam auf, wenn eine Nummer ausgerufen wurde. «Number 73!» Das waren wir! Wir winkten dem Kellner fiebrig zu, worauf er uns unsere Burger und Pommes auf den Tisch stellte.

Der Burger sah traumhaft aus! Die Brötchen sahen knusprig aus, das Fleisch saftig und der Burger war grosszügig belegt. Als ich jedoch die Pommes sah war ich etwas enttäuscht. Was sollte das den sein? Ich wollte Pommes und keine frittierten Kartoffelschnitzchen! Lecker sah es ja aus, jedoch war ich nie grosser Fan von Kartoffelwedges gewesen und bestellte immer wen es möglich war Pommes, und auf der Karte standen definitiv Pommes und nicht Wedges. Missmutig nahm ich einen Bissen der Kartoffeln, die mit Trauben und einer Feta-Sauerrahm-Creme garniert waren. Ich sollte es nicht bereuen. Dies waren nicht nur die besten Kartoffelwedges, die ich je gegessen hatte, sondern toppten auch jegliche Pommesvariationen, die ich je probiert hatte.
Zufrieden sassen wir da und genossen unser Essen, während dem wir nicht aufhören konnten uns darüber auszutauschen, wie sehr es uns schmeckte. Nicht nur die Wedges waren ein Traum, sondern auch die Burger. Die Zutaten harmonierten miteinander und die Sauce war geschmackvoll, aber ohne dem saftigen Fleisch den Geschmack zu rauben.
Als wir unser Essen bis auf den letzten Bissen vertilgt hatten, und nicht einmal mehr Platz für ein Dessert hatten (was zu schade war, da die selbergemachten Donuts superlecker aussahen!), liessen wir es uns nicht nehmen, uns ebenfalls an der bunten Wand zu verewigen.
Landlocked was here!

Solltet Ihr jemals nach Island reisen, können wir Euch das «Le Kock» nur wärmstens empfehlen. Das Restaurant überzeugt mit der übersichtlichen Karte und dem Bestellsystem mit Einfachheit. Die Auswahl ist nicht die Grösste, jedoch modern, einzigartig und absolut lecker. Zudem sind 25.- bis 30.- CHF für Burger, Pommes und Getränk ganz und garfair, vor allem für isländische Verhältnisse! Das hippe Ambiente und freundliche Personal bilden das Tüpfelchen auf dem i.
Best Burger in Iceland!
-T